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Annelie Schober

Das Ende einer Freundschaft


Viele meiner Begegnungen aber auch Klienten berichten mir davon, dass sich im Laufe der letzten Jahre Freundschaften aufgelöst haben. Besonders prägnant ist dies zu erkennen, wenn man anfängt, sich mit sich selbst auseinder zu setzen. Ein Umfeld kann nur solange bestehen, solange es die selbe Ausrichtung wie man selbst hat. Das bedeutet, wenn du ein DJ bist und alle deine Freunde auch, teilt ihr die selben Werte und wisst, was das DJ Dasein mit sich bringt. Wenn du aber aufeinmal feststellst, doch lieber als Bäcker zu arbeiten, wird sich der Lebenstil, der mit den beiden verschiedenen Inhalten und Umständen der Berufung einher geht, nicht mehr so gut zusammenbringen lassen.


Als ich meinen spirituellen Weg begann, kam für mich sehr vieles nicht mehr in Frage. Ich wollte z.B nicht mehr ausgehen und Party machen. Erholung, Schlaf und Meditation wurden zu meinen Grundsäulen des Lebens. Jedoch hatte ich einen Freundeskreis, der sehr nachtaktiv war. Was mich einst begeisterte, funktionierte nicht mehr für mich.


Gemeinsamkeiten sind ein gutes Fundament für alle Beziehungen, sei es denn Freundschaften oder auch Partnerschaften. Sie halten ein unsichtbares Band, welches die Verbindung stärkt.  Es braucht eine bestimmte Intensität an Gemeinsamkeiten und gewisse gemeinsame Werte, um eine Verbindung leben zu können. Auf dem Heilweg, wie ich ihn liebevoll nenne, verändert man sich selbst manchmal so schnell, dass das Umfeld gar nicht mitkommt geschweige denn verstehen kann, was man selbst erlebt und warum vieles sich nicht mehr stimmig anfühlt.


Auf meinem Weg sind viele Menschen in den Hintergrund gerückt, kamen aber dann erfreulicherweise zu einem anderen Zeitpunkt wieder näher in mein Leben. Alles verläuft in Zyklen, so auch Freundschaften. Sie kommen und gehen, sie vertiefen sich, lösen sich (auf) oder nehmen eine andere Form an. Es gibt keine festen Kriterien für eine Freundschaft. Jeder interpretiert und lebt sie individuell. Und doch sind die Verbindungen zu Menschen ein Attribut, welches für uns oft den höchsten Stellenwert hat. Zurecht. Denn was wäre das Leben wenn wir es mit niemandem teilen können?


Auf dem Heilweg fühlen sich die meisten eine zeitlang sehr allein. Dies liegt daran, dass das Universum es  so eingerichtet hat, dass wir im Zuge unserer Selbstfindung ersteinmal den Zugang zu uns selbst finden dürfen. Und dies geschieht meistens über den Entzug von vielen Faktoren im Aussen. Es geht gar nicht anders, denn um die eigene innere Stimme zu hören, braucht es soviel wie möglich Zeit mit sich selbst (in der Stille), die mehr oder weniger vom Universum für uns erzwungen wird, denn freiwillig würde sich keiner in die Isolation begeben. Das ist nämlich beängstigend. Und Angst ist unser größter Gegner, der uns von vielem abhält, was ausserhalb unserer gewohnten Umgebung liegt.


Hätte mir damals jemand gesagt, das der Prozess der Selbstfindung viele Jahre des sich alleinfühlens und Einsamkeit als Erfahrung beinhaltet, hätte ich meinen Heilweg wohl eher nicht eingeschlagen. Und doch lernt man durch die unumgehbare Isolation einen ganz wichtigen Punkt:

Wir sind niemals allein.


Das Gefühl der Einsamkeit ist das Gefühl von sich selbst abgetrennt zu sein. Dementsprechend fühlt man sich auch von anderen abgetrennt. Denn das Aussen reflektiert nur deinen eigenen inneren Zustand. Die Beziehungen zu dem eigenen engeren Umfeld verändert sich, denn sobald die eigene Perspektive sich ändert, hat dies Einfluss auf alle Bereiche in unserem Leben.

Ich weiß noch, das die Themen, mit denen ich anfing mich zu befassen, meinen Freunden fremd waren und sie kein großes Interesse an Persönlichkeitsentwicklung zeigten. Die wenigsten Menschen verspüren das Bedürfnis, sich ihr Leben und ihre Verhaltensweisen anzuschauen. Lieber bleiben sie in der Komfortzone, statt sich eingestehen zu müssen, das sie vielleicht ungesunde Gewohnheiten pflegen oder sich selbst durch ihre Lebensweise schaden. Es bedarf eines gewissen Mutes, die Augen für die eigenen emotionalen Wunden und Fehler zu öffnen.


Aber jeder wird früher oder später mit sich selbst und den eigenen Verhaltensweisen konfrontiert. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Ereignisse im eigenen Leben einen in eine andere Richtung drängen. Manche Menschen erleben dies erst kurz vor ihrem Tod, sei es auch nur eine Milisekunde.


Im Zuge der Erkenntnisse, die man über sich selbst generiert, wird nicht nur das eigene Verhalten unter die Lupe genommen, sondern auch das Verhalten und die Beziehungen zu unseren Liebsten und unserem Umfeld allgemein. Wir werden Menschen unsanft aus unserem Leben schmeißen aber selbst werden wir auch von anderen immer wieder aus deren Leben eliminiert. Auch hier ist dieser Prozess ein Teil des Zyklusses von Sterben und Wiedergeburt.


Jede Beziehung, die endet, birgt bereits den Samen für etwas Neues, sei es denn eine neue Person, die unser Leben bereichert oder einen anderen Neubeginn, der uns immer nur zu einer besseren Situation führt, auch wenn das nicht immer gleich so spürbar und sichtbar ist. Der Schmerz über ein Ende einer Freundschaft kann sich wie ein Tod anfühlen. Ich habe es selbst erlebt und es hat mich jedesmal in den Tiefen meinen Seins getroffen.

Ich habe mich mit vielen Menschen unterhalten, die ähnliche Trennungen in Freundschaften erlebt haben. Und jedes Mal schwingt eine Melancholie in den Geschichten. Denn in zunehmendem Alter kann es herausfordernder sein, neue Freundschaften zu schließen. Man selbst ist gefestigter in sich und hat bereits gewisse Vorstellungen, was eine Freundschaft für einen selbst bedeutet, wie man sie leben möchte.


Die Kunst ist wie für alles im Leben die Hingabe zu dem was ist. Die Hingabe zur immensen Trauer, wenn eine Beziehung endet, das Akzeptieren, dass der gemeinsame Weg vorbei ist, und dann zu fühlen, was genau in einem vor geht. Es bringt nichts, Trennungen jeglicher Art herunter zu spielen oder zu betäuben. Es bedarf einer Reflektion, was wir aus der Trennung – dem Ende – lernen können.

Je mehr wir lernen, die Dinge sein zu lassen, je besser können wir mit allen Situationen in unserem Leben abschließen und uns für etwas neues öffnen, auch wenn die Welt zunächst für uns emotional untergehen mag. Aus der höchsten Perspektive geschieht alles aus Liebe. Wer dich also verstößt oder wenn du aktiv jemanden aus deinem Leben schmeißt, gilt es, die Perspektive darauf zu verändern. Denn meistens wird so oder so Platz für die eigene Entwicklung gemacht.


Aus Erfahrung und in der Retrospektive kann ich sagen, dass alle Freundschaften (Beziehungen), die besonders in den letzten Jahren geendet sind, mir Raum für meine Kreativität und Entwicklung gegeben haben. Erst im Nachgang habe ich erkannt, wie ich mich manchmal für andere aufgeopfert habe, nur um nicht mit meinen eigenen Sachen weiter zu machen. Lieber habe ich meine Energie in andere Projekte gesteckt und diese promoted, um zu helfen, statt den Mut zu haben, mein eigenes Business aufzubauen. Erst mit dem Wegfall der Freundschaft gab es nichts mehr, wohin ich meine Energie unbewusst geben konnte und so ließ ich sie endlich in meine Ideen fließen. Es war also ein Geschenk der Person an mich, damit ich endlich den Fokus auf mich lege. Ich finde, das es eine schöne Perspektive ist, die mir half, meinen Groll aufzugeben, wenn jemand entschied, mich aus seinem/ihrem Leben zu schmeißen (wenn auch nur temporär).


Das Ego findet lustige Wege, damit wir nicht in unsere Größe kommen. Es lässt uns gern mal ausbrennen und den Fokus verlieren. Es hält gern an destruktiven Mustern und Erlebnissen fest, die sich auch in Form von Menschen repräsentieren. Wir wachsen am meisten in zwischenmenschlichen Beziehungen, daher sind sie so wichtig für uns, zeigen uns unsere größten Wunden und werden als schmerzhaft oder freudebringend erlebt.  Die Kunst ist es, bei jeglichem Verlust unser Herz offen zu halten und zu vertrauen, dass alles einem höheren Plan folgt, den wir aktiv beeinflussen können, aber eben auch lernen dürfen, zu vertrauen, dass jedes Ende immer auch ein Neubeginn mit sich bringt. Und das dauert manchmal etwas länger.


Eckhardt Tolle sagt in seinem Buch „Leben im Jetzt“, das besonders die psychologische Zeit uns Leid bringt. Damit ist gemeint, dass wir an etwas aus der Vergangenheit (oder Zukunft) festhalten und es in unserem Kopf immer wieder durchleben statt es einfach SEIN zu lassen, annzunehmen und somit den Raum für eine neue Erfahrung zu öffnen. Was war, das war, es braucht nicht im Kopf immer wieder durchlebt zu werden.

Und so widme ich diesen Text an allen von uns, die Verlust von geliebten Menschen erfahren haben. Es hat immer einen Grund, nichts geschieht einfach so um uns zu ärgern. Wir bekommen das, was wir für unser Wachstum benötigen. Mögen wir mit friedlichen Gedanken das annehmen, was ist, und vertrauen, dass alles FÜR uns geschieht, niemals gegen uns.

Aloha.

 

 

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