Das Leben ist sinnlos – Sinnsuche und Versagen
- Annelie Schober
- 4 days ago
- 5 min read

Viele Sachen, die ich in meinem Leben erschaffen oder getan habe, haben mir gezeigt, dass ich Dinge kreieren kann, die auch für andere bedeutsam sind. All diese Dinge konnten jedoch nie das Gefühl der Suche beenden.
Wir alle sind Suchende. Wir suchen den Sinn des Lebens. Wir suchen den passenden Job und den passenden Partner. Und immer wieder kommen wir dann in Berührung mit den Worten Selbstwert und Selbstliebe. Sei im Hier und Jetzt sagt man uns. Auch ich sage das, denn es ist wahr. Wenn dich jedoch in dir eine tiefe unbekannte Sehnsucht gefangen hält, dann sind alle Tips und Tricks oft vergebens. Weißt du, warum sich auch mit einem schon vorhandenen Bewusstein über spirituelle Themen dein Zustand oft jahrelang nicht ändert?
Jetzt bist du sicher gespannt, was ich dazu gleich schreibe.
Der Zustand, den du nicht willst bleibt, weil du dir nicht erlaubst ihn zu fühlen sondern Auswege suchst, um aus ihm heraus zu kommen.
Stell dir vor du würdest ab sofort bei der Frage nach deinem Befinden zu der Person ganz ehrlich sagen:
„Ich fühle mich total unglücklich, ich suche etwas, von dem ich nicht weiß, was es ist. Ich verurteile mich dafür jedenTag!“
Eine meiner Lieblingsmentoren sagte: Was ist, wenn der Sinn im Leben genau darin liegt, einfach nur zu fühlen, ohne Bewertung?!
Stell dir vor, du würdest nicht nur innerlich annehmen, dass du „lost“, „depressiv“ oder völlig verzweifelt bist, sondern ehrlich jedem mitteilen, was in dem Moment der Frage in dir vorgeht?!
Als ich wieder einmal an meinem Fenster zur Welt in der Küche saß und klassisch meinen Kakao trank, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Im Raum der Selbstoptimierung vergessen wir, dass wir uns total beschissen fühlen dürfen, ohne es „weg haben“ zu wollen.
Wir verurteilen uns so hardcore für unsere Orientierungslosigkeit und unsere fehlende Disziplin (Kontinuität), dass wir genau DAS noch mehr befüttern.
Was wäre, wenn wir uns selbst wirklich schonungslos die Erlaubnis geben, verloren und traurig zu sein? Was wäre, wenn wir ehrlich sagen würden "mein Business läuft nicht so Bombe und ich fühle mich wie ein/e Versager/in"?
Wir müssen das nicht zwingend zu anderen sagen, sondern zu allererst einmal in uns selbst geschehen lassen und annehmen.
„Ich habe versagt! Ich habe nicht das erreicht, was ich mir erhofft / gewünscht habe!“
Was ist, wenn wir jeden Tag praktizieren, unser scheinbares Scheitern im Leben vollkommen anzunehmen und dazu zu stehen? Zu weinen, zu schreien, alles hinzuschmeissen um uns dann wieder aufzurichten, wenn wir soweit sind?
Ich habe erkannt, dass das, was mir den größten Schmerz verursacht, mein Kampf gegen mich selbst ist. Ich überlege konstant, wie ich mehr tun und etwas verbessern kann in meinem Leben, statt mal inne zu halten und mir zu erlauben, den Frust und die Verzweiflung, die innere Leere und das Versagen zu spüren.
Was passiert, wenn ich zu mir sage: "Ich habe versagt!"
Sterbe ich dann? Nein. Weine ich dann? Ja. Und am ALLERWICHTIGSTEN: Ist das überhaupt wirklich wahr, was ich da denke? Nein.
Warum können wir diese Gefühle so schwer aushalten und wollen immer weg von dem, was sich unangenehm anfühlt?
Ich schreibe diesen Text weil eine für mich sehr wichtige Person in den letzten Jahren ein Millionen Business aufgebaut hat und ich sofort in einen Verurteilungsmodus ging:
„Siehst du, du kannst das nicht, du schaffst das niemals, du kannst nicht hart arbeiten, du hast kein Team, du bist nicht schlau genug, du wirst niemals Erste Klasse fliegen, du bist viel zu sehr in deiner Illusion, du du du...“
Was da in mir abging, war eine Folter. Ich bekam sofort Herzdruck und merkte, dass mein System völlig ins Drama gezogen wurde. Jetzt kommt das Spannende:
Ich konnte NICHTS tun, um es zu verändern.
Und da sagte eine Stimme in mir: "Lass es geschehen, höre hin. Widme dich dieser Stimme der Verurteilung voll und ganz. Fühle, was diese Worte mit dir machen.“
Ich wurde vollkommen rein gesogen in diesen Folterknecht in mir. Er hatte solch eine Stärke, dass keines meiner Werkzeuge funktionierte, um mich da raus zu holen. Wenig wusste ich, dass die Hingabe an diese Emotionen mein Rettung war.
Jegliche Versuche, mich aus dem Ganzen zu ziehen, mündeten in starken körperlichen Reaktionen. Und so hatte ich keine andere Wahl als mich in diese Destruktivität hineinzuschmeißen. Sie hielt ganze 2 Wochen an. Zwei Wochen voller Selbstverurteilung und Obession, auch ein Millionen Business zu erstellen.
Ich bin der Beweis, dass es trotz einem ausgeprägten Bewusstein Momente gibt, wo nichts mehr an Selbsthilfe-Werkzeugen hilft, ausser das Geschehen lassen, was geschehen muss. Nämlich zu fühlen.
Auch in der spiritellen Welt erreichen wir immer wieder neue Facetten von Themen, die wir dachten, schon gut integriert zu haben.
Sich zu erlauben, alle Gefühle da sein zu lassen, dass ist die Meisterschaft. Denn gerade in der Bewusstseins-Bubble lernen wir soviele Sachen, die uns helfen, mit solchen starken Emotionen umzugehen. Doch manchmal oder vielleicht sogar immer ist die beste Lösung, dich dem Sog und der massiven Emotion einmal vollkommen hinzugeben. Sich in diesen Fluss zu schmeissen und mitreißen zu lassen in einem tiefen Vertrauenn, dass du heil wieder raus kommst. Und zu spüren, wo dein Körper Symptome zeigt, die sich auffordern, radikale Selbstliebe zu praktizieren.
Selbstliebe bedeutet hier einfach zu üben, sich nicht noch mehr fertig zu machen, als man ohnehin schon ist.
Wir suchen alle unsere Aufgabe im Leben. Wir suchen Zugehörigkeit. Wir suchen immer irgendwas. Vielleicht ist das ok, vielleicht ist das der Weg um zu uns zu finden. Vielleicht ist die Suche aber auch schon genau das Finden.
Natürlich schreibe ich hier nichts neues. Was meine Erfahrung so wichtig macht ist, dass ich zum ersten Mal das Gefühl habe, dass ich mir erlaube, meine „Negativität“ zu fühlen und diese Emotionen zu begrüssen, als ob ich einen Freund gefunden hätte. Und ich weiß, dass dieser neue Freund nicht ewig mit mir den Weg gehen wird. Aber dass es durchaus ok ist, dass er jetzt eben da ist.
Wir wissen soviel in unserem Kopf. Wir haben alle soviel theoretischen Wissen, und doch kaum praxis aka Verkörperung dessen, was wir wissen.
Ich spüre mehr und mehr, dass die Verkörperung nochmal ein neues Level ist, was super unangenehm sein kann.
Wenn du also etwas aus meinen Worten mitnimmst, dann sei es, dass du dich schonungslos scheiße fühlen darfst ohne es zu beschönigen. Wenn du dies auch nach aussen kommunizieren kannst, hast du ein neues Tetris Level erreicht.
In aller erster Linie aber geht es darum, dass du dir selbst erlaubst, dich wie ein Versager zu fühlen, dir erlaubst auch mal ein paar Tage, Wochen, Jahre in Selbstmitleid zu baden, aber DANN auch den Punkt zu erkennen, wann es genug ist. Wir wollen es uns nicht in der Destruktivität gemütlich machen, wir wollen sie aber fühlen und sie Teil des Prozesses sein lassen.
In den Momenten der größten Destruktivität, kann oft auch eine enorme Kreativität erscheinen.
Ich fange dann oft an zu schreiben. Für mich ist es das beste Medium, was es gibt, um mir selbst Ausdruck zu verleihen. Ich schreibe mir alles von der Seele.
Danke für euch Menschen, die das hier lesen und fühlen. Es gibt nichts wofür wir uns schämen müssten. Authentizität erfordert schonungslose Ehrlichkeit.
Auf bald, eure "Versagerin"
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